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Die Unsicherheit über die Auswirkungen der Zölle auf die US- und die Weltwirtschaft löste in der ersten Jahreshälfte erhebliche Volatilität aus. Der US-amerikanische S&P 500 Index erreichte im Februar zunächst neue Höchststände, ging jedoch im April deutlich zurück, bevor er sich im Mai wieder erholte. Für Anleger mit Basiswährung USDollar beendete der Index das erste Halbjahr im Plus, Euro-Anleger konnten die Verluste dagegen nicht vollständig ausgleichen, da der Dollar seit Januar um 12% abwertete. Die Schwäche des US-Dollar trug zu einer Trendwende bei: Anders als in den vergangenen Jahren konnten Aktien aus anderen entwickelten Märkten, aber auch aus Schwellenmärkten, den US-Aktienmarkt abhängen. Am Anleihemarkt stiegen die Kurse von US-Staatsanleihen, die Rendite der 10-jährigen Benchmark-Anleihe fiel bis Ende Juni auf knapp über 4,2%.

Die neue US-Regierung hat kurz nach ihrem Amtsantritt im Januar Zölle auf Importgüter aus zahlreichen Ländern angedroht und teilweise auch verhängt. Der S&P 500 erlebte daraufhin die größte zweitägige Verlustserie seit Ausbruch der Pandemie im März 2020 und gab am 3. und 4. April mehr als 10% nach. Doch nur eine Woche später, am 9. April, stieg der Index wieder um 8,3%, nachdem die Regierung ein 90-tägiges Zollmoratorium angekündigt hatte. Politische Kurswechsel und Verzögerungen in der Implementierung der Zölle verliehen den Aktienmärkten auch in den folgenden Wochen Auftrieb.
In den Fokus der Anleger rückte Gold, das sich in US-Dollar seit Jahresbeginn bereits um 22% verteuert hat. Manche mögen in Gold ein sinnvolles Instrument zur Absicherung ihres Portfolios gegen steigende Preise oder einen sicheren Hafen in Phasen volatiler Aktienmärkte sehen, doch tatsächlich ist das Edelmetall kein effektiver Inflationsschutz und alles andere als immun gegen Abschwünge. Seit 1970 hat Gold nur sechs von zehn Kalenderjahren mit einer positiven Rendite abgeschlossen, der S&P 500 Index dagegen acht von zehn Jahren – eine Bilanz, die Zweifel an den langfristigen Vorteilen einer GoldAllokation weckt.
Aus Sicht von Euro-Anlegern beendete der S&P 500 Index die erste Jahreshälfte mit einem Rückgang von 6,3%, der technologielastige Nasdaq lag mit 6,6% im Minus. Beide Indizes lagen im April kurzfristig um 20% unter ihren vorherigen Höchstständen. Globale Aktien, gemessen am MSCI All Country World Index, gaben im Zuge der Eskalation des Konflikts im Nahen Osten 2,9% ab. Aktien der Industrieländer ohne die USA stiegen um 5,0% gemessen am MSCI World ex USA Index, der MSCI Emerging Markets Index legte um 1,7% zu. Die Tatsache, dass andere Märkte den US-Aktienmarkt abhängen konnten, verdeutlicht einmal mehr die Vorteile globaler Diversifizierung: Wer global investiert und sich nicht auf einige wenige Länder oder sogar nur ein Land beschränkt, kann potenziell höhere Renditen erzielen, wo auch immer sich diese einstellen mögen.
Marktvolatilität ist ein Anzeichen für einen funktionierenden Markt. Ob als Reaktion auf Wirtschaftsprognosen, Verbraucherpreisschwankungen oder einen Kurswechsel in der Zollpolitik – die Märkte preisen neue Informationen augenblicklich ein. Auch wenn Marktturbulenzen nervös machen können, so waren sie in der Vergangenheit immer temporär. Wie immer gilt, das eigene Aktieninvestment langfristig zu sehen. So lässt sich das Gewinnpotenzial der Märkte am entspanntesten mitnehmen.