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Seit Anfang 2024 sind sogenannte ELTIFs (European Long-Term Investment Funds, deutsch: Europäische Langfristfonds) für Privatanleger deutlich leichter zugänglich. Seitdem wirbt die Finanzbranche massiv für diese Produkte:
Geworben wird auch gerne mit Schlagworten wie „Infrastruktur“, „Energiewende“ und „zweistellige Renditen“. Doch hinter der Marketingfassade verbirgt sich ein Anlageprodukt, das erhebliche Risiken birgt.
Langfristig gebunden – und schwer wieder loszuwerden
Eines der größten Probleme von ELTIFs ist ihre fehlende Flexibilität. Sie investieren langfristig in Projekte wie Windparks, Straßen oder nicht börsennotierte Unternehmen. Geschlossene ELTIFs laufen bis zu 30 Jahre. Selbst bei offenen Varianten gilt meist eine Mindesthaltedauer von zwei Jahren und eine einjährige Kündigungsfrist. Ein Verkauf an der Börse ist nicht möglich. Wer also kurzfristig Geld benötigt, hat schlechte Karten. Auch wenn eine Rückgabe an den Fondsanbieter zugesagt ist, nutzt diese wenig, wenn der Anbieter finanziell nicht dazu in der Lage ist.
Geringe Streuung – hohe Abhängigkeit von Einzelprojekten
ELTIFs investieren in Projekte, deren Erfolg von vielen Faktoren abhängt – von der wirtschaftlichen Entwicklung über politische Rahmenbedingungen bis hin zum Management der Unternehmen oder Infrastrukturprojekte. Besonders bei Private-Equity-Beteiligungen, also Investitionen in nicht börsennotierte Unternehmen oder Start-ups sind die Ausfallrisiken hoch. Trotzdem werden diese gerne mit blumigen Worten verkauft. Wer sich allein auf Empfehlungen von Vermittlern verlässt, sollte sich bewusst sein: Diese verdienen in der Regel am Verkauf mit – objektive Beratung sieht anders aus.
Während ein breit gestreuter ETF in Hunderte oder sogar Tausende Unternehmen weltweit investiert, kann ein ELTIF bis zu 20 Prozent seines Vermögens in ein einziges Projekt stecken. Läuft dieses schlecht, hat das enorme Auswirkungen auf die Gesamtrendite. In der Praxis investieren ELTIFs zwar meist in mehrere Projekte, doch die Streuung bleibt im Vergleich zu Indexfonds gering. Für Anleger bedeutet das: Das Risiko ist konzentriert und ein einzelner Fehlschlag kann einen Großteil der Rendite zunichtemachen. Auch die vermeintlich geringe Schwankung der Fonds ist trügerisch: Nur weil die Bewertung nicht börsentäglich erfolgt, heißt das nicht, dass der Wert stabil ist. Das mussten Anleger bereits bei offenen Immobilienfonds schmerzlich erfahren, als diese plötzlich massiv abwerteten.
Hohe Kosten schmälern die Rendite
Auch bei den Gebühren schneiden ELTIFs schlecht ab. Im Schnitt verlangen sie rund 1,9 Prozent Managementgebühr pro Jahr. Bei Private-Equity-Fonds können es sogar über drei Prozent sein. Hinzu kommen Erfolgsbeteiligungen von bis zu 20 Prozent und häufig ein Ausgabeaufschlag von bis zu fünf Prozent. Diese Kosten fressen einen erheblichen Teil der möglichen Rendite auf – und erhöhen das Risiko, dass sich die Anlage am Ende nicht lohnt. Zum Vergleich: Ein klassischer ETF kostet zwischen 0,1 und 0,5 Prozent pro Jahr.
Fazit
Schön verpackt durch cleveres Marketing sind ELTIFs für die Finanzindustrie bestens geeignet, um diese an den Mann oder die Frau zu bringen. Wer in Sachwerte investieren möchte, fährt jedoch mit breit gestreuten, kostengünstigen ETFs meist einfacher, sicherer und transparenter. Denn am Ende zählt nicht das Versprechen hoher Renditen, sondern ein realistisches Verhältnis von Risiko, Ertrag und Flexibilität – und genau hier schneiden ELTIFs schlecht ab.