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Auch wenn der Zoll-Streit möglicherweise noch gar nicht vorbei ist, lohnt sich die Frage, was sich daraus aus Anlegersicht lernen lässt.
Im Prinzip war oder ist es wie immer in solchen Börsenphasen: Während die Börsenkurse abtauchen, überschlagen sich die Medien mit den dazu passenden negativen Schlagzeilen. Besorgte Anleger stellen sich Fragen, wie: „ist es diesmal anders“ oder „wie schlimm wird es kommen“? Andere wiederum überlegen erst gar nicht, verfallen in Panik und verkaufen ihre Aktienanteile, wie sich dies beispielsweise am zeitweiligen Zusammenbruch der Handelsplattformen Trade Republic und Scalable gezeigt hat.
Ein weiteres Beispiel für eine Achterbahnfahrt der Gefühle war die Börsensituation 2020. Damals hatte sich die Covid-19-Pandemie rasch ausgebreitet und der US-Aktienmarkt fiel in nur 23 Tagen um 34 Prozent (schneller als je zuvor). Der VIX-Index, ein Maß für die von den Anlegern erwartete Volatilität, der oft als „Angstbarometer“ der Wall Street bezeichnet wird, erreichte ein Rekordhoch. Doch innerhalb eines Jahres hatte sich der Markt nicht nur erholt, sondern war auch von seinem Tiefpunkt aus um 78 Prozent gestiegen. Diejenigen, die während der Panik verkauften, verpassten eine der stärksten Erholungen aller Zeiten.
Jede unsichere Zeit bringt ihre eigenen Herausforderungen mit sich, die es den Anlegern erschweren, Ruhe zu bewahren. Die Geschichte zeigt jedoch, dass die Märkte jede davor noch nie dagewesene Herausforderung gemeistert haben. Die Große Depression, die Weltkriege, die Inflationskrise der 1970er Jahre, der Schwarze Montag 1987, die Große Rezession von 2008 – die Märkte haben sie alle überstanden.
Jede Krise kann sich wie das Ende der Welt anfühlen, wenn sie eintritt, doch das Muster der Erholung bleibt bemerkenswert beständig.
Wenn die Märkte heftig schwanken, wollen wir unser Geld instinktiv schützen. Viele Anleger reagieren darauf, indem sie ihre Aktienanteile verkaufen, bis sich die Lage wieder beruhigt hat. Dies führt in der Regel zu niedrigeren Renditen gegenüber denen, die ihre Aktien einfach behalten.
Das bedeutet nicht, dass man den eigenen Anlagemix niemals ändern sollte. Entscheidend ist, den Unterschied zwischen durchdachten Änderungen (die z. B. auf geänderten Lebensereignissen basieren) und übereilten Entscheidungen (die z. B. von beängstigenden Schlagzeilen getrieben werden) zu kennen. Ersteres ist kluge Finanzplanung, zweiteres eher ein Glücksspiel. Grundsätzlich hilft ein disziplinierter Ansatz, mit Unsicherheiten umzugehen.
Rendite, wie sie die Aktienmärkte bieten, gibt es nicht umsonst. Sie geht immer einher mit eingegangenen Risiken. Bei Aktien sind das die teils heftigen Schwankungen. Es geht – ähnlich wie bei einer Achterbahnfahrt – auf und ab. Langfristig jedoch liegt die Auszahlung durch die gute Rendite deutlich über der Einzahlung.

Anleger, die verstehen, wie die Aktienmärkte funktionieren, bleiben in Zeiten heftiger Schwankungen angeschnallt auf ihren „Achterbahnplätzen“ und profitieren langfristig vom Zinseszinseffekt. Wer Anfang 1970 10.000 Dollar in den S&P 500 Index investierte und dann einfach laufen ließ, hätte heute mehr als 3 Millionen Dollar. Obwohl es in dieser Zeit acht Rezessionen, mehrere Kriege, politische Umwälzungen und technologische Revolutionen gab.
Am Ende geht es nicht um mögliche Unsicherheiten, die auftreten, sondern wie wir reagieren, wenn sie auftreten.