MoneyLetter September 2023

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Seitdem das US-amerikanische Unternehmen OpenAI seinen Chatbot „ChatGPT“ auf den Markt gebracht hat, ist KI (künstliche Intelligenz) – zumindest gefühlt – in aller Munde. Während die einen begeistert die neuen Möglichkeiten nutzen, haben andere ein mulmiges Gefühl oder sehen gar ihre Existenz bedroht. Es erinnert ein wenig an die Zeit, als die ersten Computer marktreif wurden. Auch damals gab es Bedenken, gingen die Meinungen weit auseinander. So oder so, KI wird unsere Welt – insbesondere die Arbeitswelt – weiter verändern.

Wie nicht anders zu erwarten, springen auch viele Akteure der Finanzindustrie auf den „KI-Zug“. Oft suggerieren diese den sicheren Anlageerfolg, da KI ein schnell lernendes System ist und sich – im Gegensatz zur menschlichen Rasse – nicht von Emotionen leiten lässt.

Wird KI also in Zukunft bessere ja vielleicht sogar fantastische Anlageergebnisse liefern?

Medien KI Aktien

Um uns der Antwort dieser Frage zu nähern, sollten wir uns ins Gedächtnis rufen, wie das mit der Preisfindung von Aktien (und Anleihen) funktioniert: Warum wird eine bestimmte Aktie zum jeweils aktuellen Kurs gehandelt? Weil eine gleichgroße Zahl von Käufern und Verkäufern die Aktie genau zu diesem Preis kaufen bzw. verkaufen möchte! Sie treffen diese Entscheidung auf der Grundlage sämtlicher ihnen zur Verfügung stehenden Informationen. Der Markt selbst ist die größte Informationsverarbeitungsmaschine der Welt, der für jede an den öffentlichen Märkten gehandelte
Aktie oder Anleihe einen Preis festlegt.

Diese Preisfindung findet in einem Umfeld statt, in dem niemand weiß, was die Zukunft bringen wird. So gesehen sind die Märkte ein riesiges Modell, das die zukünftige Wertentwicklung von Aktien und Anleihen bestmöglich prognostiziert und diese Prognose laufend anpasst.

Trotz aller Verheißungen durch künstliche Intelligenz, gerät diese genau hier an ihre Grenzen.

Natürlich können künstliche Intelligenz und Handelsalgorithmen bei der Ausführung von Transaktionen helfen. Zudem kann die KI Szenarien auf Grundlage erlernter Muster erstellen. Der Umgang mit unbekannten Faktoren oder Veränderungen in der realen Welt, die außerhalb ihrer Trainingsdaten liegen, fällt jedoch schwer. In diesem Sinne ist sie tatsächlich „künstlich“, wohingegen die Märkte aus echter, menschlicher Intelligenz und den Entscheidungen, Urteilen und Prognosen von vielen Millionen Marktteilnehmern bestehen.

Der Markt ist äußerst komplex! So komplex, dass aufgrund der zahlreichen gleichzeitigen Einflüsse niemand genau weiß, wie sich eine bestimmte Information auf den Preis eines Wertpapiers auswirkt. Aber der Markt sorgt dafür, dass der Kurs einer Aktie oder Anleihe deren Wert so genau wie irgend möglich abbildet. Er ist kostenlos und für alle zugänglich – besser geht es eigentlich nicht.

Was bedeutet das für die Anleger? Sie können gute Ergebnisse erzielen, ohne sich über diese Dinge Gedanken machen zu müssen. Schaut man sich die Daten der letzten rund hundert Jahre an, dann hat zum Beispiel der US-Aktienmarkt jährlich eine Rendite von knapp zehn Prozent abgeworfen und damit die Inflation um sieben Prozent übertroffen. Das war vor und nach dem Aufkommen von Computern und der Entstehung des Internets so. Selbst vor und nach dem Zweiten Weltkrieg war es nicht anders. Dies wird wohl auch im Zeitalter der KI so bleiben, denn die Schwarmintelligenz des Marktes bezieht diese automatisch mit ein.

Und was sagt die KI selbst dazu?

Auf die Frage: „Sollte ich dem Marktpreismechanismus vertrauen oder einem auf künstlicher Intelligenz basierenden Modell, das Fehlbewertungen von Aktien und Anleihen zu identifizieren versucht?“

Hat sie wie folgt geantwortet: 

MoneyLetter September 2023_Bild2

Interessant ist dabei vor allem der dritte Absatz (siehe Pfeil). Die KI „basiert auf historischen Daten“ und sie kann „nicht alle Faktoren berücksichtigen, die den Marktpreis beeinflussen“.

Genau, denn das kann eben nur der Markt! 

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