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Wenn NICHTSTUN am BESTEN ist (Teil 2 von 2)
In seiner Rede zur Nation hat der Bundespräsident unter anderem folgendes gesagt:
„Was ist los mit unserem Land? Im Klartext: Der Verlust wirtschaftlicher Dynamik, die Erstarrung der Gesellschaft, eine unglaubliche mentale Depression – das sind die Stichworte der Krise.“
Aufgrund der aktuellen Konflikte und deren negativen Begleiterscheinungen, den wirtschaftlichen Herausforderungen, dem Damoklesschwert des Klimawandels sowie vielen weiteren Problemen, muten die Worte des Bundespräsidenten wie auf den Punkt an.
Doch dieser Bundespräsident war Roman Herzog und seine Rede stammte vom 26. April 1997.
Wie sehr sich die Dinge doch gleichen, Geschichte wiederholt sich.
Wenn ein Bundespräsident von Krise spricht und auch ansonsten deutliche Worte wählt, dann steht es gerade wohl nicht zum Besten.
Egal ob 1997, die vielen Krisen davor oder danach: Krisen kommen, Krisen gehen. Sie sind Teil der Wirtschaft, Teil unseres Lebens!
Die entscheidende Frage ist, wie gehen wir damit um?
Auch wenn wir auf viele Dinge keinen oder nur geringen Einfluss haben, so können wir zumindest selbst entscheiden, welch mentalen Einfluss die jeweiligen Geschehnisse auf uns haben.
Da jeder in seiner ganz eigenen „Denkwelt“ lebt, werden Krisenszenarien sehr unterschiedlich wahrgenommen. Was den einen Sorgen bereitet, ist für andere kein Thema oder hat sogar positive Aspekte.
Eine optimistische Grundeinstellung hilft uns dabei, besser durchs Leben zu kommen und macht die eigene Kapitalanlage entspannter. Dabei kann auch die Frage helfen, ob nach eigener Einschätzung die aktuellen Krisenereignisse in ein paar Jahren oder sogar Jahrzehnten (alternativ gemäß dem eigenen Anlagehorizont) überhaupt noch eine Rolle spielen? Zumeist sind diese längst vergessen! Aktien haben bisher alle Krisen, ja selbst Weltkriege überstanden. Sich dies bei einem flauen Gefühl ins Gedächtnis zu rufen, kann ebenfalls eine beruhigende Wirkung haben. Gute Rendite gibt es nicht zum Nulltarif. Der Aktionär bekommt sie, weil er die damit verbundenen Schwankungen akzeptiert. In guten wie in schlechten Zeiten 😊
Trotzdem werben nicht wenige Finanzberater / Finanzinstitute damit, die Kundengelder vor Kursverlusten durch Börseneinbrüche zu schützen oder die Verluste zumindest zu begrenzen.
In Werbebotschaften oder im Beratungsgespräch klingt das ungefähr so: „Ohne negative Begleiterscheinungen von den lukrativen Renditen der Aktienmärkte profitieren.“
Klingt doch super! Zudem lässt sich ein solches Finanzprodukt doch gleich viel leichter an den Mann oder die Frau bringen. Und in der Tat ist dieser „eingebaute Schutz“ relativ einfach umzusetzen. Dass die Kunden dafür einen hohen Preis in Form von entgangenen Gewinnen zahlen, wird ihnen in aller Regel jedoch nicht gesagt.
Auch wenn sich die Finanzindustrie – zumeist aus reinem Eigennutz – mit wissenschaftlichen Fakten schwertut: Markttiming funktioniert nicht!
Die Börse in ungemütlichen Zeiten zu verlassen, ist wie bereits erwähnt recht einfach. Das Problem ist der Wiedereinstieg! Dazu ein Beispiel anhand des S&P 500-Index:
Ein Anleger, der durchgängig investiert gewesen wäre, hätte aus zehntausend US-Dollar (wobei die Währung keine Rolle spielt) ein Vermögen von 263.220 Dollar gemacht. Hätte dieser Anleger die Börse kurz verlassen – zum Beispiel, um einem vermeintlichen Börsencrash auszuweichen – und dadurch innerhalb dieses Zeitraums (31 Jahre) den einen besten Börsentag versäumt, wäre sein Kapital schon um 27.320 Dollar gesunken. Bei fünf verpassten Börsentagen wären es schon fast „100.000“ weniger gewesen.
Nichts und niemand weiß, wann die Börsen drehen, und oft geht es schnell! Daher ist die Wahrscheinlichkeit, mit einer „Hop-On / Hop-Off Strategie“ die besten Börsentage zu verpassen, sehr hoch! Wie soll man bei einer nervösen Börse auch wissen, ob der ein oder andere positive Börsentag eine Trendumkehr ist oder nur ein kurzes Strohfeuer. Bis sich tatsächlich eine stabile Phase abzeichnet, sind bereits viele positive Börsentage vorbeigezogen. Das passiert auch den vermeintlichen Profis. So schön der Gedanke, negativen Börsenphasen einfach auszuweichen, auch sein mag, er schadet deutlich mehr als er nutzt.
Gerade wenn die Nachrichtenlage mal wieder äußerst negativ ist und die Börsenkurse nach unten drehen, sollte der Aktionär langfristig denken und gemäß den persönlichen Anlagezielen investiert bleiben. Mit dem Wissen, dass gerade in Krisenzeiten NICHTSTUN am BESTEN ist.
PS.: Wie schnell die Börsen auch in einer allgemein eher negativen Nachrichtenlage nach oben schießen können, zeigt ein Indizes-Rückblick über die letzten vier Wochen (Stand 6.12.2023):
Die gelben Pfeile markieren die besonders starken Anstiege innerhalb von nur wenigen Stunden oder Tagen.
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